41-50
Lektion 41-50

L 41
 
Ein echter Römer erstrebte nichts so sehr wie Ruhm und Ansehen. Wie viele ausgezeichnete Sachen er austrug, so viele Ehrenämter wurden ihm zugeteilt. Das Ansehen des einzelnen Mannes jedoch machte seine ganze Familie berühmt. Aber es gab auch unbedeutende Geschlechter, wie das Geschlecht der Tullier, aus dem M.Tullius Cicero stammte. Jener glaubte, wenigstens so viel Begabung bei sich zu haben wie wenige Bürger. Oft dachte er über sich selbst: " Wie kann ich ein Ehrenamt und Lob erwerben?“ deshalb trat er an den Staat heran und erstrebte so viel, wie bis jetzt noch niemand seines Geschlechts. Irgendwelche Freunde lachten ihn jedoch aus: „ Die Manschen werden sagen, dass du so beschaffen bist wie eine Kichererbse. Sie werden deinen Namen zum Gespött machen. Darum wirf deinen Namen entweder weg oder ändere ihn!“ (Denn einem Vorfahren war jener Beiname gegeben worden, weil er auf seiner Nase eine Einkerbung hatte, die einer Kichererbse ähnlich war.) Cicero antwortete ihnen: "Ihr gebt mir einen solchen rat, wie er für euch geeignet ist. Ich jedoch werde kein dunkles Leben führen. Ich werde den Namen Cicero wenigstens so berühmt zurückgeben wie es die Namen edler Geschlechter sind.
 

L 42
 
Du begehst Unrecht, Chrysogonus, wenn du deine Hoffnung auf die Vernichtung von Sextus Roscius setzt. Wie groß ist deine Grausamkeit, wenn es jenem jungen Mann nötig ist, all das Seine außer die Seele dir zu übergeben! Besonders Räubern nützt diese Beute, die sie ohne Blutvergießen ergreifen können. Du weißt, das dieser nichts hat, nichts fördert, nichts kann. Was wurde ihm zurückgelassen? Nichts außer schlechte Kleider. Trotzdem rufst du diesen Armen vor Gericht und bereitest ihm Verderben. Warum bist du von so großem Zorn bewegt worden? Oder kannst du es nicht ertragen, dass der bekleidet anwesend ist, den du nackt aus dem erbe hinausgetrieben hast? Warum kommt ihr, Richter, nach so großem gemachten Unrecht nicht Sextius Roscius zu Hilfe? Ihr könnt ihm helfen, ihr müsst ihm nützen. Die einzige Hoffnung von Sextius Roscius liegt in eurem Einfluss und dem Mitleid. Hat dem jemals die Grausamkeit des Chrysogonus genützt? Welche Bosheiten haben sich seine Begleiter nicht ausgedacht? Wenn auch ihr grausam seid, werden wir lieber zwischen wilden Tieren als in diesem Staat leben (wollen). Denn die Römer pflegten die besiegten Feinde zu schonen ; diese art hat dem Staat oft genützt. Daher, durch die unsterblichen Götter, hebt die Grausamkeit aus der Gemeinde auf! Schaut, Richter, diesen Sextius Roscius! Denn er hat kein Verbrechen begangen!"
 
L 43
 
Nachdem die Rede von dem Konsuln gehalten worden war, (sprach) Silanus der erste, gewählter Konsul: „Wir müssen die äußerste Todesstrafe, sagte er, an diesen schlechten Männern vollstrecken. Nun ist es die Aufgabe des Konsuls , das zu tun, was dem römischen Volk von Nutzen ist." Nachdem diese Meinung von vielen gebilligt worden war, (sprach) Cäsar: „Was wird dem Staat von Rettung sein? Es ist typisch für einen weisen Mann, diese Sache zu überlegen. Ich bin wenigstens dafür, dass diese Männer im Gefängnis gehalten werden, ihr Vermögen beschlagnahmt wird. Dann stimmte Cicero zum teil mit Silanus und teils mit Cäsar über diese zweifelhafte Sache überein. Aber der vor Zorn entflammte Cato schrie: 2Die Meinung von Cäsar wird uns von großem Schaden sein! Zu Lebzeiten von Catilina werden wir nicht sicher sein. Deshalb sind dessen Begleiter des Todes würdig." Cicero jedoch führte, aus dem Senat entlassen, Lentulus von dem Palatin, wo er unter Bewachung war. Dann befahl er, dass er, als eine Menge Bürger anwesend war, durch die heilige Straße zu dem Kerker des Staatsgefängnisses geführt wurde. Dort übergab er ihn dem Henker. Die übrigen wurden auch getötet und Cicero sagte mit lauter Stimme: "Sie haben gelebt." Die Bürger jedoch freuten sich schreiend: " Auf Veranlassung Ciceros ist der Staat wiederhergestellt worden. Sei gegrüßt, Vater des Vaterlandes!"
 


L 44
 
Cicero grüßt Atticus: Ich schreibe zu deinem Brief folgendes: Ich bedauere die Anfeindung der Feinde, aber ich habe (meinen ) Verstand noch nicht verloren. Ich wäre nicht aus der Stadt weggegangen, wenn nicht sogar du mir die Flucht empfohlen hättest. Wenn die Freunde einen anderen Rat gegeben hätten, hätte ich zu Hause gewartet. Ich habe freilich mit großem Leid die Meinen verlassen. Wenn es mir erlaubt wäre, sie zu sehen, würde ich sicherlich von übermäßiger Freude übertroffen werden. Nun werde ich von allen Boten beängstigt und von Not gedrückt. Du hast Cato richtig gerechtfertigt. Obwohl er mir nicht anwesend war, bei den Plänen jener schlechter Männer war er sicherlich anwesend. Als Erschreckter von der Antwort von Pompejus wäre ich an mir verzweifelt, wenn du nicht anwesend gewesen wärest und mir zu Hilfe gekommen wärest. Einzig du konntest dieses tun. Wie blind ich war, blind und um den verstand gebracht! Wenn ich nicht so blind gewesen wäre, hätte ich das Volk nicht angefleht und angeredet. Was konnte jedoch dieses Volk zu dieser Zeit? Aber dir dieses zu sagen ist dumm. Sicher wäre Hoffnung bei meinen Freunden, wenn nicht meine Feinde nun großen Einfluss hätten. Publius Clodius Pulcher befestigte an einem Türpfosten des Rathauses ein Gesetz, das wiederum verbot, dass über mich verhandelt wird. Du hättest auch an deiner Treue gezweifelt, wenn du mir nicht über einen ganzen Weg die Treue gehalten hättest. Mit diesem Brief klage ich nicht dich, sondern mich selbst an.
 
L 45
 
Leon: Ich bitte dich, dass du mir deine Weisheit zeigst. Denn viele nennen dich einen Weisen. Wie ist der Sinn deines Lebens? Welche Kunst ist deine?" Pythagoras: "Ich veranlasse die Menschen nicht, dass sie mich einen Weisen nennen. Denn ich weiß auch nicht irgendeine Kunst, sondern ich bin Philosoph." Leon: "Ich wünsche, dass dieses mir unbekannte Wort erklärt wird welche Männer sind Philosophen? Welcher Unterschied besteht zwischen ihnen und den übrigen Menschen?" Pythagoras: "Das Leben der Menschen ist den Festspielen der Griechen ähnlich. Denn bei den Spielen erstreben die einen, dass sie Arbeiten auf sich nehmen und aus der Kraft des Körpers Lob empfangen, die anderen, dass auf dem Marktplatz ihre Reichtümer gefördert werden. Aber nur wenige geben sich Mühe, dass sie alles, was dort betrieben wird, erblicken und erkennen. Wie die Griechen zu den Festspielen zusammenlaufen, so zeigen sich die Menschen in ihrem Leben: Sehr viele sorgen dafür, dass sie entweder Berühmtheiten oder Reiche sind. Ich fürchte, dass jene nicht dem Ruhm und dem vermögen dienen, aber Weisheit entbehren. Wenige werden, weil sie der Weisheit eifrig bemüht sind, echte Philosophen genannt. Sie werden durch Arbeiten nicht einmal davon abgeschreckt, dass sie die natürlichen Sachen durchschauen wollen. So liegt den Philosophen allein die Betrachtung der Dinge am Herzen."
 
L 47
 
Cäsar führte krieg mit den Galliern, um ganz Gallien zu bezwingen. Er kämpfte sogar mit den Germanen, weil sie den Rhein überquert hatten und den Galliern halfen. Er baute eine Brücke über den Rhein und besiegte die Germanen in deren Gebieten, damit sie nicht immer wieder nach Gallien kamen. Er führte mit Kühnheit so große Schlachten, dass er den Germanen viele große Niederlagen beibrachte. Er drang sogar nach Britannien ein, um sie dort zu besiegen und Gelder und Geiseln zu verlangen. Bei Gaius Suetonius Tranquillus lesen wir, dass Cäsar so tapfer war, um alle Menschen zu übertreffen. Wenn seine Soldaten mit Niederlagen versehen worden waren, trat Cäsar ihnen oft alleine entgegen, sodass sie nicht fliehen konnten. So machte er sich jene zu Feinden und hielt sie von der Flucht ab. Er behandelte die Freunde mit so viel Menschlichkeit, dass er von jenen nicht verlassen wurde, sondern immer geliebt wurde. Viele Menschen jedoch beleidigte er (dermaßen), dass sie voller Hass waren. Deshalb glaubten einige Römer , dass er zu Recht getötet wurde. Denn die Hochmut war so groß, dass er das Vaterland und die Gesetze vernachlässigte und manchmal sagte, dass der Staat nichts sei außer ein Name ohne Körper und Gestalt.
 

L 48
 
Als Corfinium erobert ist, befiehlt Caesar, dass alle Senatoren, die Tribunen des Militaers und die roemischen Reiter zu ihm gefuehrt werden sollten. All diese haelt er davon ab, die Soldaten zu beleidigen. Diese Worte spricht er zu ihnen: „Warum dankt ihr mir nicht fuer so viele Wohltaten, die ich euch erwiesen habe?“ Trotzdem schickt er alle unversehrt weg. Bei den pompeianischen Soldaten, welche Corfinium verteidigten, hielt er diese Rede: „Obwohl ihr mir eine Niederlage zufuegen wolltet, will ich euch trotzdem nicht bestrafen. Pompeius aber hat euch zurueck und im Stich gelassen. Nun hat er nichts anderes im Sinn als die Flucht. Euch kann er keine Hilfe mehr bringen.“ Dann befahl er, dass die Soldaten ihm einen Treueeid schwoeren sollten. Das Geld, welches ihm von dem corfinianischen Magistraten herbeigebracht worden war, nahm er nicht entgegen; er befahl, dass dieses eingesammelte Geld den Corfiniern zurueckgebracht werde. So zog er nicht nur Menschlichkeit dem Stolz vor, sondern auch die Selbstbeherrschung der Habsucht. Am Ende beauftragte er irgendeinen Boten, Pompeius dieses zu melden: „Es gehoert sich, dass wir ueber Friedensbedingungen verhandeln und die Eintracht wiederherstellen, damit die Republik gerettet wird.
 
L 49
 
Oktavian fuehrte fuenf Buergerkriege; den Anfang und die Ursache aller Kriege nahm er von hier aus: Er wollte den Mord an seinem Onkel raechen. Gegen die Gegner uebte er grosse Ueberheblichkeit in jeder Art aus, er zog die Grausamkeit der Milde vor: Den Kopf des Brutus, der im Kampf besiegt worden war, ist von Oktavian nach Rom geschickt worden, damit er unter der Statue Caesars gelegt werde. Als die Gegner besiegt worden waren, zeigte er sich gegen Menschen jedes Geschlechts und Alters grausam. Nicht einmal die adligen Gefangenen hat er verschont: Es ist ueberliefert worden, dass er irgendeinem Mann, der ein Begraebnis verlangte, geantwortet habe, dass er jenes den Geiern ueberlassen solle. Als die Stadt Perusia eingenommen worden war, hat er gerade die Besten mit der Hinrichtung bestraft. Den Einwohnern, die um Gnade baten antwortete er: „Es ist notwendig, dass ihr sterbt.“. Schreiber ueberliefern, dass 300 Maenner beim Altar des goettlichen Julius an den Iden des Maerz geopfert wurden. Antonius, der in der Schlacht bei Actium besiegt worden war, fuehrte er her, damit er sich selbst toetete. Auch Caesarion, den Sohn Cleopatras, liess er hinrichten, um den Namen der Koenigin der Aegypter aus der Geschichte zu loeschen. Dass Cleopatra dieses Kind von Caesar empfangen habe, bestaetigten viele.
 

L50
 
Als die Schlacht bei Actium geschlagen war, hat Oktavian sich darum bemueht, dass die Erinnerung an seinen Sieg verewigt werde; deshalb hat er die Stadt Nicepolis, was „Die Stadt der Siege“ bedeutet, erbaut und beschlossen, dass dort Spiele abgehalten wuerden. Dies ist so geschehen, damit die Groesse seines Sieges nicht aus dem Gedaechtnis der Roemer ausgeloescht werden koennte. Doch Octavian wollte weder das Gebiet des Reichs noch den Ruhm des Krieges ausweiten. Gegen kein Volk wurde, ohne gerechte Gruende, Krieg gefuehrt. Varus freilich, ein Feldherr der Roemer, der in Germanien kaempfte, hat eine schwere Niederlage erlitten. Von dort ist ein grosser Tumult in Rom entstanden. Als Augustus von dieser Niederlage erfuhr, war er so aufgewuehlt, dass er ueber viele Tage hinweg, den Bart und die Haare wachsen liess und immer wieder rief: „Varus, Varus! Gib mir meine Legionen zurueck!“ Augustus war es ein grosses Anliegen, Aufstaende und Kriege ueberall zu beenden. Tatsaechlich gelang es ihm, dass er auf der ganzen Welt Frieden und Einigkeit zurueckbrachte und ueber viele Jahre bewahrte. Unter seiner Fuehrung geschah es. dass vieles, was dem Heil der Buerger entgegenstand, aus dem Weg geraeumt und Rom quasi wieder neu erbaut wurde. So ist er zum Urheber der besten Verfassung des Staates geworden. Trotzdem stellte er die freie Republik nicht wieder her.
 
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